Hochzeitsreise mit folgen…

Eine Hochzeitsfeier und all die langwierigen Vorbereitungen sollten mit einer Hochzeitsreise abgeschlossen werden. So hatten wir das auch geplant. Im Juli 2013, eine Woche nach unserer Hochzeit, sollten wir 11 Tage in Tunesien verbringen. Zwei Tage vor Reisebeginn hatte Junior aber ordentlich Fieber – womit wir eigentlich hätten rechnen können, da er dieses „Talent“ vor jeder Reise zeigte. Die Kinderärzin riet uns dann auch direkt von einem Aufenthalt im Ausland ab, da nicht absehbar war, was er wirklich hatte und wie sich sein Zustand entwickeln könnte.

Weil Aufgeben und Kopf in den Sand stecken keine Option sind, habe ich dann eine Nacht das Internet nach Reiseangeboten für den Deutschen Norden durchforstet. So kam es, dass wir am Ende eine wundervolle Woche – nach einem Tag auch schon ganz ohne Fieber – an der Mecklenburgischen Seenplatte verbrachten. Dort haben wir viel mit dem Fahrrad unternommen. Dabei kamen wir an unzählgen Höfen vorbei, die zum Verkauf standen.

Und dann, ganz plötzlich war sie da, wieder oder auch ganz neu, ich weiß es nicht, die Idee, einen Hof zu kaufen und wenn möglich, von diesem zu leben.

Bereits nach zwei Nächten im Urlaub habe ich, anstatt Sehenswürdigkeiten in der Umgebung zu googlen, die Internetseiten nach Höfen durchforstet die zum Verkauf standen. Einen Hof haben wir dann direkt im Urlaub noch angeschaut. Dieser sollte es zwar nicht sein, aber beim letzten Telefont aus der Ferne kündigten wir Oma bereits an, dass sie ihre Koffer packen und die Wohnung kündigen soll.

In der Realität ging es dann wirklich fast so schnell. Kurz nach dem Urlaub fuhren wir wieder 500 km nach Mecklenburg-Vorpommern, um uns einen zweiten Hof anzusehen. Was soll ich sagen, der war es dann auch direkt.

Rückblickend betrachtet hatten wir eine Menge Glück. Trotzdem brauchten wir noch viel Durchhaltevermögen, einen starken Willen und ebenso viel Mut. Der Schritt in die Fremde war nicht so einfach wie erhofft. Es hakte am Kredit. Jeder Bank war bewusst, wenn sie uns einen Kredit gewähren, gehen damit alle Sicherheiten baden. Durch den Umzug wären die Jobs natürlich weg gewesen. Also schrieben wir Bewerbungen, ohne zu wissen, wann es tatsächlich los gehen sollte. Als ich eine Jobzusage in einer Kita bekam, war die erste Hürde geschafft aber das reichte der Bank noch nicht. Für Steve gestaltete sich die Jobsuche schwerer. Am Ende kündigte ich, verkaufte unsere alte Küche und wir setzten alles auf eine Karte. Der Umzugswagen war bestellt, Abschied gefeiert, eine Übergangswohnung gemietet und die „noch“ Hofbesitzer damit einverstanden, dass wir unsere Habseligkeiten bei ihnen unterstellen konnten, auch wenn noch kein Kredit bewilligt war. Ich muss nochmal betonen, welches Glück wir immer wieder hatten und wievielen Menschen wir begegnet sind, die uns auf unserem Weg hier her in irgendeiner Form geholfen haben. Dafür können wir nur immer wieder danke sagen.

Steve blieb zunächst in der alten Heimat, da er hier oben noch immer keinen Job gefunden hatte. Auch als nach unzähligen Telefonaten mit dem „Finanzmenschen“ – wie ich ihn liebevoll nannte – endlich die Zusage des Kredites kam. Erst da merkte ich, welche Anspannung von mir abfiel und wie Nervenraubend diese ungewisse Zeit auch für mich war.

Nun hieß es nur noch Termine beim Notar wahrnehmen, Verträge unterschreiben und abwarten, bis die aktuellen Besitzer ausgezogen waren, was wirklich schnell ging. Dann konnte die Renovierung starten.

Da es die finanzielle Situation nicht zu ließ, konnten wir nicht Übergangswohnung und Kredit gleichzeitig bedienen. So zogen wir in das Haus und auf eine Baustelle. Aber wir waren angekommen, am 18.12.2013, sechs Tage vor Weihnachten, endlich. Im März des folgenden Jahres ist auch Steve dann nachgezogen und wir waren wieder vollzählig. Das Abenteuer Hof konnte nun richtig starten.